Sicherung der Qualität in Trockenperioden
Pilotprojekt: Bewässerung der Iphöfer Weinberge
>> Zum Video „Pilotprojekt: Bewässerung der Iphöfer Weinberge“
Ende April 2021 hat Iphofen den Zuschlag für eine Förderung des bayernweiten Pilotprojektes Weinbergsbewässerung erhalten. Ziel des vom bayerischen Umweltministerium geförderten Projektes ist es, ressourcenschonend die 262 ha großen Rebflächen mit Wasser zu versorgen und somit die Zukunft des Weinbaus in Iphofen zu sichern. Vor allem sollen Qualitätseinbußen und Ernteausfälle verhindert werden.
Worum geht es dabei?
Infolge des Klimawandels und einiger beispiellos trockener Jahre mit Niederschlagsmengen von teilweise weniger als 500mm/Jahr ist das Wasservorkommen an den Rändern des Steigerwalds knapp geworden. Um sich das einmal bildlich vorzustellen: Die Niederschlagsmengen in Unterfranken sind mittlerweile mit Jordanien vergleichbar. Damit ist Bewässerung unerlässlich, um Qualitätseinbußen und Ernteausfällen durch Trockenstress zu verhindern. Kein Ziel sind dagegen Ertragssteigerung, ganz im Gegenteil: Wir haben in den letzten Jahrzehnten unsere Ertragsmengen immer weiter zu Gunsten von Qualität reduziert.
Wer finanziert das Ganze?
Die Investitionskosten für das Projekt werden auf 18 Mio. € geschätzt. Die eine Hälfte der Kosten wird zu gleichen Teilen von je 5 Mio. € von den ortansässigen Winzer und der Stadt Iphofen finanziert. Letztere unterstützt uns als wichtiger Partner. Die Stadt übernimmt das Projektmanagement und hilft z.B. mit Krediten bei der Finanzierung. Ohne weitere Förderung und inhaltliche Unterstützung durch den Freistaat Bayern würde es aber nicht gehen. Deshalb sind wir froh, dass das bayerische Umweltministerium 50% der Kosten trägt, maximal 10 Mio. €. Nur so ist es möglich, auch in Zukunft in Iphofen Weine mit hoher Qualität zu erzeugen.
Und was heißt das für die Umwelt?
Das Projekt setzt einen klaren Fokus auf Nachhaltigkeit. Anders als in der Landwirtschaft sonst üblich, setzen wir darauf, dass die Weinrebe arbeitet und sich ihr Wasser sucht. Um Trockenstress für die Pflanze zu vermeiden, unterstützen wir das in besonders trockenen Jahren, in bestimmten Lagen oder bei jungen Pflanzen, die – das kennen Sie von Ihren Kindern – noch nicht ganz allein ernähren können. Die Bewässerung erfolgt nur wenn unbedingt nötig, maximal ein bis zwei Mal im Jahr mittels Tröpfchenbewässerung direkt an der Wurzel und am Weinstock. Dadurch verdunstet das Wasser nicht, sondern kommt schonend da an, wo es gebraucht wird.
Wo kommt das Wasser her?
Von der Stadt Iphofen wurde bereits im Jahr 2009 eine Machbarkeitsstudie für die Bewässerung der wichtigsten Iphöfer Lagen in Auftrag gegeben. Aus dieser ging hervor, dass das Wasser, das man in den Iphöfer Weinbergen sammeln könnte, für die Bewässerung ungeeignet ist. Es enthält zu viele Sulfate, die die Schläuche zusetzen könnten. Auf Anraten des Wasserwirtschaftsamts sieht das Konzept deshalb vor, das benötigte Bewässerungswasser aus dem Main zu nehmen. Dazu soll eine etwa 7 km lange Fernwasserleitung gebaut werden, die in einen Speichersee westlich von Iphofen mündet. Von dort würde das Wasser über weitere Leitungen und Tropfschläuche in die Weinberge verteilt.
Die Wasserentnahme im Main erfolgt ausschließlich im Winter, wenn der Mainpegel durch die Schneeschmelze höher ist. Es handelt sich also um Wasser, das sonst in Auslaufbecken umgeleitet würde, um Überschwemmungen zu verhindern. Um das mal mit Zahlen zu unterlegen: Der Main transportiert in dieser Zeit 220 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Für unser Projekt werden an 5 Tagen davon jeweils 5 Kubikmeter pro Sekunde entnommen. Das entspricht 2% der Wassermenge an diesen Tagen.
Das Modellprojekt will testen, ob so das Wassermanagement der Zukunft im Weinberg aussehen kann. Denn ohne Bewässerung wird es in vielen Teilen Deutschlands für den Weinanbau schwierig werden. Der Klimawandel hinterlässt hier seine Spuren.
————–
>> Zum Video „Pilotprojekt Bewässerung der Iphöfer Weinberge“