Interview: Außenbetriebsleiter Simon Ender
Hallo Simon, wir wollen heute über das Weinjahr 2024 sprechen. Im April war ja das Thema Frost in aller Munde, nachdem es überall in Deutschland erhebliche Frostschäden gab. Haben sich Befürchtungen bestätigt oder haben sich die Reben bis zur Lese erholen können?
Die Reben, die vom Frost betroffen waren, haben alle den Frost überstanden. Nur der Ertrag war von Sorte zu Sorte sehr unterschiedlich. Die Sorte Silvaner hat z.B. den Frost weitestgehend gut weggesteckt in Sachen Ertrag und Qualität. Sorten wie der Müller Thurgau oder auch die Burgundersorten haben im Ertrag die größten Einbußen gehabt. Zum Glück haben die Reben nach den beiden Frostnächten im Frühling erneut ausgetrieben. Das hat zur Folge, dass man nächstes Jahr wieder mit einem normalen Jahrgang rechnen darf. Was sich nicht wiederholen sollte, ist ein zu früher Austrieb wie in diesem Jahr.
Neben dem Frost fiel in diesem Jahr auch noch ungewöhnlich viel Regen. Wie hat sich das im Weinberg bemerkbar gemacht und wie haben wir uns daran angepasst?
Die höheren Niederschläge dieses Jahr haben natürlich für uns eine intensivere Weinbergspflege bedeutet als üblich. Durch das feucht-warme Wetter wuchsen die Reben sehr stark und schnell, so dass sehr viel mehr Pflege per Hand erforderlich war. Geiztriebe entfernen, Traubenzone entblättern, Rebschnitt… das sind zwar die gängigen Weinbergsarbeiten, allerdings mussten wir uns aufgrund des Zeitdrucks beeilen und den ein oder anderen Handgriff mehr machen. Das Ziel ist es, die Trauben gut zu belichten und zu belüften – dieses Ziel haben wir mit großer Kraftanstrengung erreicht.
Kommen wir auf die zurückliegende Lese zu sprechen: bist du zufrieden mit Ertrag und Qualität des Leseguts?
Ich sehr zufrieden mit der Qualität des Lesegutes. Der Ertrag hätte etwas höher sein können, aber die Natur hat es anders entschieden. Dennoch ist der neue Jahrgang in der Qualität vergleichbar gut wie die vorherigen Jahrgänge, was uns positiv überrascht hat.
Was für einen Jahrgang können wir erwarten? Wie wird sich deiner Meinung nach das Geschmacksbild der Weine zeigen?
So genau kann ich das zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen, da die Weine noch einige Zeit im Keller reifen müssen und sich erst dann das ganze Bild zeigt. Man kann davon ausgehen, dass die Weine etwas leichter sein werden, etwas schlanker, aber ohne an Fruchtigkeit einzubüßen. Wir hatten im Schnitt etwas niedrigere Oechslegrade, aber trotzdem war die Aromaausprägung absolut im Soll.
Welche Herausforderungen bringt der Klimawandel in den nächsten Jahren mit sich? Fürchtest du weitere Frostjahre?
Fürchten tue ich mich nicht, aber man muss immer damit rechnen, gerade durch die immer wärmer werdenden Winter und Frühjahre, die einen verfrühten Austrieb provozieren können. In diesem Stadium ist die Rebe anfällig für Frostschäden. Herausforderungen werden die nächsten Jahren die extremen Witterungsschwankungen sein. Starke Hitze und Trockenheit oder tropische Hitze mit viel Niederschlag sind potentielle Gefahren, die uns Winzer einiges abverlangen.
Und noch eine letzte Frage: welche Rebsorten werden in den kommenden Jahren vom Klimawandel profitieren und welche eher nicht?
Aufgrund meiner Beobachtungen würde ich sagen, dass frühreifende Sorten wie Bacchus und Müller-Thurgau die Verlierer des Klimawandel sind, während Silvaner und auch Weißburgunder und Chardonnay zu den Gewinnern gehören, weil sie sehr anpassungsfähig sind. Wir sind natürlich froh, dass unsere Silvaner die Klimaschwankungen bis jetzt so gut weggesteckt haben.